Der Granitboom weckte den Unternehmergeist. Ich will Ihnen drei Beispiele aus unserer Region vorstellen. Diese Granitpioniere starteten mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen.
Der erste ist Johann Kerber von der Kittlmühle bei Büchlberg. Der begüterte Mühlenbesitzer und Ölfabrikant eröffnete 1870 einen Steinbruch am Büchlberger Bergholz. Der Betrieb entwickelte sich in wenigen Jahren zu einem der größten und erfolgreichsten Natursteinbetriebe Ostbayerns. Als die drei Söhne Kerbers den Betrieb 1885 übernahmen, hatte das Unternehmen bereits 120 Beschäftigte. Nach dem Erwerb weiterer Brüche mit Bahnanbindung stieg die Zahl der Mitarbeiter auf knapp 1000.
Der zweite Granitpionier: Josef Kinadeter aus Hauzenberg. Der gelernte Steinmetzmeister war der Begründer der Hauzenberger Granitindustrie. Ab 1883 war sein Betrieb für viele Jahre fast alleiniger Lieferant für Randsteine an die Stadt München. Kinadeter erwarb und pachtete etliche Steinbrüche. Der mit dem besten Steinvorkommen war der Schachetbruch – in dem Sie sich, lieber Gast, gerade befinden. Kinadeter zog schließlich nach München, wo er in einer Villa auf der Theresienhöhe residierte. Sein Sohn Josef führte den Betrieb in Hauzenberg, der um 1900 an die 200 Beschäftige hatte.
Das dritte Beispiel ist Georg Kusser aus Renholding bei Hauzenberg. Er machte sich mit zwei Brüdern ans Pflastersteinmachen. Kusser gelang quasi aus dem Nichts der Aufstieg vom einfachen Steinhauer zum angesehenen und erfolgreichen Granitindustriellen. 1938 zählte die Firma in 23 Brüchen 950 Beschäftigte. Über Jahrzehnte war Kusser das dominierende Unternehmen der Region, bis es 1982 zersplittert wurde.
Ganz allgemein ging die Entwicklung in der Granitindustrie schnell hin zu Großbetrieben mit mehreren Steinbrüchen und Hunderten von Beschäftigten. Ein entscheidender Grund dafür war die Technisierung, die einen hohen Kapitalbedarf erforderte. Immer wieder kam es zu Firmenübernahmen mit dem Ziel der Marktbeherrschung. Das Paradebeispiel ist die „Bayerische Granit-Aktiengesellschaft“, die bis zu 1500 Beschäftigte hatte und zahllose Steinbrüche von Schärding bis hinauf in die nördliche Oberpfalz betrieb.
Nur von Erfolgen zu reden, würde der Realität aber nicht gerecht. Gerade die Granitindustrie kennt das große Auf und Ab. Darum geht es in unserem nächsten Kapitel, gleich links neben Ihnen.