Das Rosettenfenster vor Ihnen und das spitzbogige Maßwerkfenster hinter Ihnen wurden hier im Granitzentrum maßgetreu nachgebaut. Die mittelalterlichen Originale befinden sich im Kloster Hohenfurth, dem heutigen Vyšší Brod. Dort in Südböhmen und auch im Mühlviertel gibt es noch großartige Beispiele gotischer Steinmetzkunst. Im Südlichen Bayerischen Wald gab es diese auch, nur fiel das meiste der Modernisierung zum Opfer.
Dass sich in unserer Dreiländerregion im Mittelalter eine hochstehende Steinmetzkultur entwickelt hat, dafür sorgte auch die Lage zwischen den bedeutenden Dombauhütten in Passau und Prag. Das technische und gestalterische Wissen verbreitete sich durch wandernde Steinmetze. Freigesprochene Gesellen mussten nach ihrer fünfjährigen Lehrzeit für drei Jahre auf Wanderschaft gehen und altgediente Profis waren auf Baustellen in ganz Europa gefragt.
Wir können nur den Hut ziehen vor dem Können der damaligen Steinmetze. Mit einfachsten Werkzeugen schufen sie technisch, künstlerisch und handwerklich Herausragendes.
Lassen Sie die Bilder der alten Meisterwerke auf sich wirken. Links vom Rosettenfenster blicken Sie auf Beispiele aus dem 11. bis 13. Jahrhundert. Diese Zeit nennt man Romanik. Rechts von hier finden Sie Werke aus dem 14. bis 16. Jahrhundert. Diese als Gotik bezeichnete Blütezeit der Steinmetzkunst ist bekannt für filigranes Fenstermaßwerk und technisch hochkomplexe Rippengewölbe. Bei den Beispielen handelt es sich um klösterliche und kirchliche Bauten. Die zahlreichen mächtigen Burganlagen haben die Zeiten höchstens als Ruinen überstanden.
Sehen Sie die Kreuzsäule da vorne, manche sagen auch Bildstock, Bildsäule oder Marterl zu so einem Flurdenkmal. Dort hören wir uns wieder.