Die Natursteinbranche ist sehr krisenanfällig. Der Verkaufsschlager Pflasterstein wurde überflüssig, als die Straßen mehr und mehr geteert wurden. Die große Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre setzte dem Granitgewerbe zusätzlich hart zu. Um 1930 soll es 12.000 arbeitslose Steinhauer im Bayerischen Wald gegeben haben. Das war ein krasser Einbruch, der für viele Menschen Hunger bedeutete.
Die massiven Staatsaufträge nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 bescherten der Steinindustrie dann wieder eine Hochkonjunktur. Schauen wir uns in dem Zusammenhang das Foto von 1934 aus dem Bruch Hintertiessen bei Hauzenberg an; „Unterm Hakenkreuz“ steht darüber geschrieben.
Das Bild wirft Fragen auf. Korrekt sind Orts- und Jahresangabe. Das Hakenkreuz wurde nachträglich einretuschiert. Die nationalsozialistische Gesinnung dürfte den Abgelichteten wohl untergeschoben worden sein. Natürlich weckte die anziehende Konjunktur Begeisterung bei den Steinhauern. Politisch neigten die meisten unter ihnen jedoch den Sozialdemokraten oder gar den Kommunisten zu. Wir sehen: Die Fake-Thematik ist kein neues Thema.
Fakt ist: Die Granitindustrie hatte vielen Menschen im armen Bayerischen Wald seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert Arbeit und Auskommen gebracht. Ein selbstbewusster, stolzer und durchaus eigenwilliger Berufsstand war entstanden. Mit dem Auskommen konnte es aber, wie gerade gehört, konjunkturell bedingt abrupt zu Ende gehen.
Dazu kam, dass die Arbeit in den Brüchen ein harter und gefährlicher Knochenjob war, der nicht wenige zu Krüppeln machte oder gar das Leben kostete. Es dauerte lange, bis es für Betroffene wirksame Hilfe gab. In Hauzenberg linderte ein 1866 gegründeter Unterstützungsverein die größte Not. Die darin zusammengeschlossenen Steinhauer halfen sich gegenseitig bei Unglücksfällen. Der Verein besteht bis heute.
Mehr zur Arbeit im Steinbruch erzähle ich gleich. Links um die Bruchwandecke geht’s weiter.