Es ist schon eine abenteuerliche Geschichte, und die erste Episode habe ich Ihnen bereits erzählt: Da wurden 18 riesige Granitsäulen hergestellt, jede 33 Tonnen schwer. Und dann hatte der Eigentümer, der bayerische König, plötzlich keine Verwendung mehr dafür. Also blieben die Säulen im Bruch liegen, genau 17 an der Zahl, denn eine davon war ja bereits beim ersten Transportversuch 1846 an der Lieblmühle liegen geblieben; diese hat man später für das Thyrnauer Kriegerdenkmal verarbeitet.
Aber zurück zum Bruch am Hauzenberger Freudensee mit den 17 „Monolithen“. 1890 erwarb der Hauzenberger Granitwerkbesitzer Josef Kinadeter diesen Steinbruch. Und umgehend beantragte der geschickte Geschäftsmann beim Königshaus in München, dass die im Weg liegenden Granitkolosse entfernt werden sollten, weil sie ihm nur im Weg liegen. Das Ergebnis war, dass Kinadeter die Säulen zu einem geringen Preis erwerben konnte.
Was passierte nun schlussendlich mit den 17 „Monolithen“?
Zwei davon konnte der gewiefte Josef Kinadeter verkaufen. Sie wurden 1908 mit der Bahn nach München verfrachtet, ab Bahnhof Hauzenberg; die Lokalbahn nach Passau war seit 1904 fertiggestellt. In München wurden sie 1910 in der Amalienstraße im Zuge des Neubaus der Universität aufgestellt, also fast 70 Jahre nach ihrer Herstellung.
Die restlichen 15 Säulen blieben im Bruch liegen – und wurden nach und nach zu Pflastersteinen verarbeitet!
Eine Säulenhälfte überlebte im Abraum. Sie steht heute am Zugang zum Granitzentrum.
Die Moral von der G’schicht: Nichts war für die Entwicklung des Granitgewerbes wichtiger als eine gute Verkehrsinfrastruktur. Und dazu gehörte in erster Linie die Eisenbahn.
Stellen Sie den Weichenhebel um und schicken Sie zwei der Hauzenberger Monolithe gen München!
Mehr zum neuen Zeitalter der regionalen Granitwirtschaft, die mit dem Traumpaar Eisenbahn und Pflasterstein gewaltig in Bewegung geriet, erfahren Sie im nächsten Kapitel. Gehen Sie dazu raus ins Helle und geradewegs die Treppe runter zum Geländemodell. Bis dann!